Der 1. Weltkrieg brachte unendliches Leid über Deutschland. Millionen von Toten waren zu beklagen, Millionen von Soldaten kamen als Krüppel aus diesem Krieg nach Hause. Aus Dingelstädt verloren in diesem Krieg 149 junge Männer ihr Leben.
Aber nicht nur die Soldaten, die gesamte Bevölkerung hatte unter den Folgen des Krieges zu leiden. Eine heute unvorstellbare Hungersnot kennzeichnete die Jahre nach dem Krieg.
Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages verlor Deutschland nicht nur bedeutende Gebietsteile (Elsaß-Lothringen, Saargebiet, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Posen u. Westpreußen, Teile Oberschlesiens und das Memelgebiet), sondern Deutschland mußte auch Reparationszahlungen in Höhe von 269 Mrd. Goldmark an die Siegermächte zahlen. Eine der Folgen war die Inflation in Deutschland.
Zur Behebung der Bargeldnot wurde in Dingelstädt, wie in fast allen Städten Deutschlands, Notgeld gedruckt. Vom 30.8. bis zum 23.11.1923 wurden in der Druckerei Heinevetter insgesamt 29 Ausgaben im Nennwert von 21.070.441.997.600.000 Mark gedruckt. Bürgermeister Dr. Greis erhielt dafür 1924 eine Mißbilligung, weil die Ausgaben ohne Genehmigung der Regierung erfolgten. Auf dem Höhepunkt der Inflation 1923 mußten für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark bezahlt werden.
Bäckermeister Ignaz Hucke sammelte von 1920 bis 1924 die Verordnungen zu den Mehl- und Brotpreisen während der Inflation. In diesen Notizen hat er neben der Kalkulation seiner Backerzeugnisse auch eigene Notizen zum Zeitgeschehen festgehalten. An der Entwicklung der Brotpreise, die ich seinen Aufzeichnungen entnommen habe, wird die heute unvorstellbare Entwertung des Geldes deutlich.
Verkaufspreise für ein Brot auf Marken (1.900 g)
Datum |
Preis in Mark |
15.08.1921 |
6,00 |
20.02.1922 |
12,00 |
12.07.1922 |
14,30 |
16.08.1922 |
27,50 |
04.10.1922 |
35,00 |
31.10.1922 |
86,00 |
05.12.1922 |
235 |
15.01.1923 |
500 |
14.02.1923 |
600 |
28.02.1923 |
650 |
28.03.1923 |
680 |
04.06.1923 |
2.000 |
27.06.1923 |
2.300 |
18.07.1923 |
3.800 |
25.07.1923 |
8.800 |
08.08.1923 |
12.800 |
15.08.1923 |
32.000 |
23.08.1923 |
75.000 |
29.08.1923 |
130.000 |
05.09.1923 |
240.000 |
12.09.1923 |
350.000 |
19.09.1923 |
1.200.000 |
26.09.1923 |
4.700.000 |
29.09.1923 |
12.800.000 |
10.10.1923 |
19.500.000 |
18.10.1923 |
(ab 18.10. ohne Marken) 450.000.000 |
19.10.1923 |
620.000.000 |
20.10.1923 |
850.000.000 |
22.10.1923 |
1.500.000.000 |
23.10.1923 |
2.000.000.000 |
24.10.1923 |
4.000.000.000 |
25.10.1923 |
6.000.000.000 |
26.10.1923 |
8.000.000.000 |
01.11.1923 |
10.000.000.000 |
02.11.1923 |
(vormittags) 16.000.000.000 |
02.11.1923 |
(nachmittags) 20.000.000.000 |
03.11.1923 |
40.000.000.000 |
15.11.1923 |
160.000.000.000 |
16.11.1923 |
360.000.000.000 |
20.11.1923 |
400.000.000.000 |
22.11.1923 |
800.000.000.000 |
01.12.1923 |
1.000.000.000.000 |
Nach Einführung der Goldmark kostete ein Brot von 1.900 g 70 Pfennige.
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